Leben und Schaffen
Grob lässt sich das künstlerische Schaffen von Degenhard Hruschka in vier Perioden einteilen:
Rodauner Jahre
1929 in Hohenau an der March geboren, wuchs Degenhard Hruschka hauptsächlich in Rodaun auf. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen, der Taglohn seines Vaters als Müllergehilfe reichte oft nur für das Allernötigste. Zwölfjährig wurde er nach Tuberkuloseerkrankung seiner Mutter Halbwaise und mit 16 Jahren Vollwaise, als auch sein Vater an Tuberkulose starb. Doch von seinem Vater (Degenhard sen.) erbten er und sein Bruder Alfred ihr großes künstlerisches Talent. Ein paar erhaltene Blätter seines Vaters bezeugen, dass Vater und Sohn oft gemeinsam zeichneten (Beispiel: Klabautermann-Bild). Auf diese Weise gab sein Vater nicht nur seine Begabung, sondern auch seine Begeisterung für die Malerei weiter.
Wiener Jahre
1944 begann er eine Lehre als Bühnenmaler bei Prof. Robert Kautsky, die nach der Zerstörung der Staatsoper durch den Bombenangriff im März 1945 abrupt endete. Nach Kriegsende fand er eine neue Lehrstelle als Lithograph und Chemigraph bei der Firma Beissner & Co. Diese Lehrjahre waren seine aktivste künstlerische Schaffensperiode; abends lernte er Maltechniken in Kursen der Urania und an freien Wochenenden durchstreifte er Wien und Umgebung auf der Suche nach Motiven. Großartige Zeitzeugnisse sind seine Tuschezeichnungen vom ausgebombten Wien, den bizarren Ruinen und vor allem der zerstörten Brücken über den Donaukanal. Für das Gemälde "Wien im Schnee" erhielt er einen Förderpreis des französischen Kulturinstituts. Ein zusätzliches Taschengeld verdiente er durch den Verkauf von Karrikaturen an Tageszeitungen.
Schweizer Jahre
Nach Abschluss der Lehre und ersten Berufsjahren erhielt er 1950 ein Arbeitsvisum der Schweiz und war bis 1962 als Photolithograph beim Hallwag Verlag in Bern und bis 1965 als Abteilungsleiter in der Kunstdruckerei Wassermann in Basel tätig. Nebenbei lehrte er an der Gewerbeschule in Bern. In diese Periode fällt auch die Heirat mit Ingrid 1955 und die Geburt seines Sohnes Felix. Für einige Monate unterbrochen waren die Schweizer Jahre als er seinem jüngeren Bruder Alfred bei der Gründung einer Klischeeanstalt in Dornbirn zur Seite stand.
Begeistert von der Schönheit der Schweiz nach einer Jugend im kriegsgeplagten Österreich malte Degenhard in dieser Periode hauptsächlich Landschaftsmotive.
Puchenauer Jahre
1965 kehrten er, seine Frau Ingrid und sein Sohn Felix zurück nach Österreich. Nach einer kurzen weil für ihn unbefriedigenden Anstellung bei der Firma Patzelt in Wien, wechselte er 1967 zur Druckerei Grosser nach Linz. In Puchenau bei Linz wurden Harry (seine Freunde riefen ihn so) und Ingrid als erste Bewohner der Gartenstadt letztendlich seßhaft.
In dieser letzten Schaffensperiode (Puchenauer Jahre) malte er nur noch gelegentlich zum Zeitvertreib. Insbesondere seine Aquarelle von Pflanzen bestechen durch minutiöse Details und perfekte Komposition. Sie spiegeln die innere Ruhe wieder, die Harry nach einem erfüllten Leben gefunden hat.
2006 verstarb Degenhard Hruschka. Den Großteil seiner Werke (vor allem jene der Wiener Jahre) hat er ein Leben lang in einer verschlossenen Mappe gehütet. Vermutlich hatte er mit dieser Zeit abgeschlossen; wie Viele seiner Generation hat er auch kaum darüber gesprochen.
Erst nach dem Tod seiner geliebten Ingrid im Jahr 2024 durfte ich diesen Schatz heben. Ich finde seine Arbeiten so großartig, dass ich sie nicht wieder in einer Mappe verschließen möchte. Die Zeit ist reif, seinen Nachlass zu publizieren.